New Counterpoints – Kö-Ramboulage

Samstag / 12. November 2011, 19:30 Uhr,

Evangelische Versöhnungskirche, Platz der Diakonie 2, Düsseldorf

Bei diesem Projekt, das Düsseldorfer Komponist/Innen und Musiker von musik21 gemeinsam mit drei eingeladenen Komponisten aus Köln und Wien und dem Ahlener Schlagzeuger Jens Brülls konzipierten, geht es um den aktuellen musikalischen Bezug zum Lebens- und Einkaufsraum Königsallee in Düsseldorf. Die „Kö“, wie die Einheimischen die Einkaufsmeile abgekürzt und liebevoll nennen scheint seit jeher primär – nicht immer wohlwollend oder unkritisch gesehen und international bekannt – für Dinge wie Luxus, Shopping, Konsum, „Lifestyle“ oder Schönheitsoperationen, also für vor gezeigten Reichtum zu stehen. In in diesem Projekt soll künstlerisch ausgelotet werden, ob es jenseits dieser bekannten Klischees auch anderes in Verbindung mit dem Thema „Kö“ zu entdecken gibt. Der neologistische Titel spielt darauf an, dass im Projekt nicht nur die verschiedenen Blickweisen der einheimischen Komponisten und Gastkomponisten auf die Königsallee aufeinander „prallen“ (vgl. im Titel das Wort Caramboulage), sondern dass vor allem mehrere musikalische, soziokulturelle und geographische und auch religiöse Aspekte aufeinander treffen: Da ist zum einen, dass das Phänomen des Groove/Rhythmus auf die Klanglichkeit und Melodik zeitgenössischer Musik trifft. Ein Crossover-Konzept, das vom Berliner Musiker, Komponisten und Kryptonale-Mitveranstalter Henry Mex stammt, der 2009/10 in Berlin mit dem Berliner Ensemble adapter das Projekt „Caramboulage“ durchführte, ein Crossover-Projekt, in dem Komponisten Querverbindungen zwischen Rock/Pop und im weiteren Sinne „groovender“ Musik und ihrer individuellen Tonsprache zeitgenössischer E-Musik knüpften. Daran knüpfen wir in diesem Projekt an. Zudem sollen die Welt der Kö-“Klänge“ und die visuelle Welt und die Musik aufeinander treffen sowie die Aspekte Ökonomie/Konsum versus Kultur, bzw. es soll künstlerisch erforscht werden, inwiefern sich diese auch miteinander verbinden lassen. Fünf neue Werke sollen in Auftrag gegeben werden, bei denen die Komponisten z.B.Klänge, Fotos oder Videos von der Königsallee aufnehmen, sich davon inspirieren lassen oder dazu (zur Kö allgemein) Texte schreiben oder gar diese akkustischen und visuellen Ergebnisse ihrer „Kö“-Recherchen und Eindrücke als Zuspiel oder per Livestream direkt multimedial in die Aufführung integrieren. So wird zum Beispiel der Wiener Komponist Christoph Theiler in seinem Werk LUXURY, please.®2011 sich mit Texten der Wiener Luxusmesse befassen und diese zu seinen Kö-Eindrücken in Düsseldorf musikalisch und vergleichend in Beziehung setzen. Erik Janson plant in seinem Werk „Kö-Ramboulage“ Kö-Klänge, und vertonte eigene Texte zum Thema „Kö/Luxus“ in Kontrast zu Fragmenten religiöser Texte (Bibeltexte) zu setzen, die das Leben in Reichtum und Luxus bekanntlich kritisch sehen und schon immer zur Umkehr mahnten.

Henry Mex schließlich transformiert in seinen Geomusiken oft Geographisches in musikalische Formen. Seine „Geomusik“-Düsseldorf wird sich speziell auf die Geosphäre der Kö und deren Umfeld beziehen. Er schreibt zu seinem Konzept:“Geomusik Düsseldorf wird eine Raummusik-Projektion der Stadt Düsseldorf. Es werden Geodaten und territoriale Parameter sowie darin enthaltene Bewegungssubjektiven klanglich umgesetzt. Im Veranstaltungssaal wird eine statische Hörperspektive (auf die Stadt) mit einer subjektiven verschränkt. Zwischen verschiedenen, wichtigen Punkten im Umfeld der „Kö“ wird ein gedachter, nicht verklingender Ton gesendet. Seine Echoantworten machen einen Raum akustisch wahrnehmbar, dessen Dimensionen durch die herkömmliche menschliche Wahrnehmung nicht erfassbar sind. Für die subjektive Perspektive wird eine Person wird mit einer an der Kleidung befestigten Kamera durch die Schoppingmall „Kö“ geschickt. Die live übertragenen Videobilder werden nach im Vorfeld erarbeiteten Kompositionsregeln in Musik umgesetzt. Im Veranstaltungsraum werden Musiker und Lautsprecher entsprechend der Stadtpunkte positioniert um eine neu gestaltete Klanglandschaft Düsseldorfs abzubilden.“

 

Programm

Rodrigo Lopez Klingenfuß (*1975, ARG, Köln): Zoom 2 (2011), UA.

Christoph Theiler (*1959, D, Wien): LUXURY, please.®2011 (2011), UA.

Johannes Sandberger (*1963, D, Düsseldorf): Kö Ta Ma (2011), UA.

Gerhard Stäbler (*1949, D, Mülheim/Ruhr): Ungaretti Lieder (1990), für Sopran und Schlagzeug

Henry Mex (*1962, D, Berlin): Geomusik -Düsseldorf (2011), UA.

Erik Janson (*1967, D, Düsseldorf): „Kö-Ramboulage“ (2011), für Sopran, Sopran- (auch Baritonsax.), Violoncello und Schlagzeug, UA.

Yasuko Yui (*1969, JAP, Düsseldorf): Neues Werk (2011), UA.

 

Ensemble Caramboulage 21

Irene Kurka: Sopran
Wardy Hamburg: Saxophon(e)
Jens Brülls: Schlagzeug
Burkart Zeller: Violoncello